חֲנֻכָּה‎

Up In The Air

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Haben wir in dieser Zeitung eigentlich schon einmal vor dem Wirken von Finanzinvestoren gewarnt? Am Beispiel der britischen Schallplattenfirma EMI kann man studieren, was passiert, wenn sie kommen und nicht wieder gehen. 2007 wurde die Heimat der Beatles und Rolling Stones, von Depeche Mode und Kylie Minogue durch den Private-Equity-Fonds Terra Firma gekauft; von den vier Milliarden britischer Pfund, die der Investor Guy Hands für das Label bezahlte, lieh er sich drei Milliarden bei der Citi- group und halste den Kredit der EMI als Schulden auf. Anschließend beschimpfte er „neunzig Prozent“ seiner Musiker als unprofitable „Faulpelze“, von denen er sich zu trennen gedenke, strich 2 000 Arbeitsplätze und den verbliebenen Künstlern auch noch den Ausgabenposten für „Früchte und Blumen“ (zu Deutsch: Koks und Nutten). Darauf verließen nicht nur die unrentablen Faulpelze das Label. Die Rolling Stones wechselten zu Universal, Paul McCartney verkauft seine Platten bei Starbucks, und Radiohead konzentrieren sich aufs Internet.

Immerhin Robbie Williams konnte trotz anfänglichen Protests zur Aufnahme eines neuen Albums gewonnen werden; das letzte Werk der EMI-Künstler Depeche Mode verkaufte sich weltweit prächtig, und von den „Beatles Remastered“-Boxen wurden schon an den ersten fünf Verkaufstagen 2,25 Millionen Stück abgesetzt. Doch es hilft nichts: Am Freitag gab die EMI bekannt, dass sie im Geschäftsjahr bis zum März 2009 einen Nettoverlust von 1,56 Milliarden Pfund (1,8 Mrd. Euro) gemacht hat. Nächsten Monat stehen Verträge über 2,6 Milliarden Pfund (2,8 Mrd. Euro) Schulden zur Überprüfung an; dadurch werde es zu einer wohl „bedeutenden Deckungslücke“ kommen. Oder anders gesagt: Vor einem Konkurs bewahrt die EMI jetzt nur noch der Umstand, dass auch der Gläubiger Citigroup dabei einen Milliardenverlust machen würde.

Was bleibt? Firmeneigner Hands, der gerade noch frisches Geld einzusammeln versucht, kann höchstens den einträglichen Musikverlag (der die Rechte am Song-Katalog verwaltet) von der defizitären Tonträgersparte abtrennen und letztere an den Konkurrenten Warner Music verkaufen. Eine Fusion von Warner und EMI hatte das Kartellamt vor drei Jahren noch verhindert, wodurch Terra Firma überhaupt ins Spiel gelangte. Jetzt könnte es also doch zum Zusammenschluss kommen – nur dass der eine von beiden Partnern, dem Kartellamt sei Dank, inzwischen in Trümmern liegt.

/ Von Jens Balzer.

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